Donnerstag

Der letzte Tag

Es fängt damit an, vom Regen geweckt zu werden und mit der Erkenntnis, das Duschen-gehen und Rasieren wieder verschoben werden muss.

In Berlin-Kreuzberg gibt es partiell immer noch kein Wasser.

Jedoch alles weniger schlimm.

Der letzte Tag.
Begossen wird das mit unseriösem Prosecco aus dem Kaisers in Berlin-Friedrichshain.

Stimmungsabbildend erscheinen wollen Fugazi, Dinosaur Jr. und Sonic Youth an diesem Morgen.

Dennoch, weder wehmütig noch nostalgisch ist mir zu Mute.

noch 7 Stunden.

Montag

Mc Donald´s

Berlin - Friedrichshain, sonnig.

Dieser Tage liefert ein Mensch gleich zwei Beweise.

Usain Bolt schaft es, zu zeigen, das 100 Meter schrumpfen können, auf genau 9,58 sekunden.
Grob: 100 Meter = (knapp) 10 Sekunden.

Distanz verliert an Bedeutung, da Zeit an Verhältnismäßigkeit verliert.

Er beweist weiterhin: Jemand, der den Maßstab setzt, kann sich selbst wieder übertrumpfen.

Wie das oft gefürchtete zweite Album einer geliebten Debut-Band oft untergeht, so halt Bolt auf seine Art ästhetisch der Welt den Atem entrissen, den er brauchte, um eine vorstellbar lange Strecke, gemessen an der Zeit, die er brauchte, zu rennen.

Der fehlende Atem.
Die Aussicht auf ein baldiges Ende der Rechnung: 8 Stunden + x = Arbeit, bedingt: wach sein.

Es ist sehr sonnig.


5 Tage

Mittwoch

Gelöt II

Nach vier Tassen schwarzen Kaffees aus der Maschine läuft alles.
Ausgesprochen schnell.


In Leipzig wurde einem aufs Brot geschmiert, wie gut Partys draußen und mit dem Anspruch auf "Old School" funktionieren.
Zelt,Soundsystem, die nicht wegzudenkende South-East-London-Crew (Name egal, merkt sich ja sowieso keiner).

First Times, immer spannend.
Dieses mal: Dubstep. Laut gespielt sehe ich da Potential.

Im Osten kommt man nicht umhin eine Sendung zu sehen, die da heißt: Sport im Osten.

Das muss sein.
Erschreckend festgestellt:
dem neugegründete Verein "RasenballSport Leipzig" wird praktisch mit dem Tod gedroht.

Das antisemitische Moment der Argumentation gegen Vereine, die finanziell stark aufgestellt
und unabhängig vom Mob sind, ist nicht zu übersehen.

Traditionslos und regional nicht verankert, reich, aus der Retorte, unauthentisch.
Nachtigall ick hör dir Trapse.


Der schon genannte Mob fürchtet eben um sein letztes Steckenpferd, das Gerumpel im unterklassigen Fußball.
Fußball im Osten ist eben mehr als nur der Wettbewerb verschiedener Mannschaften.
Während die Begeisterung für den Profi-Sport z.B. in der Champions League sich aus rein sportliche Kategorien und dem abstrakten Bezug auf Groß-Vereine mit denen man sympathisiert, sei es seit Jahren wegen bestimmer Fußball-Philosophie oder wegen einzelnen Akteuren, so geht es, verallgemeinernd gesprochen, im regionalen Fußball um Projektionsflächen von persönlichen und damit sozialen Ebenen.

Die nicht reflektierte DDR-Geschichte (Dynamo-Clubs als Polizeitsport-Vereine, Lok-Clubs als Arbeitervereine), die sozialen Spannungen und vor allem die politischen Lager, die den Fußballsport als Rücken zum Austragen ihrer Konflikte benutzen.

So ist dann auch kein Wunder, dass ein Verein wie RB Leipzig mit dem Erschießen gedroht wird
( "Wir erschießen euch",Überschrift einer Meldung aus dem 11freunde news-ticker) ist bei Traditionalisten wirklich das nächst liegendste "Argument" wenn es gegen Geld und Kommerzialisierung geht.

Von wegen authentischem Erlebniss in der Betonschüssel oder am Rasenplatz bei -24 Grad.

Das die Möglichkeit, ein Ostverein mit Ambition keinerlei Bedrohung darstellt, sondern lediglich eine andere Perspektive als der aus Dummheit der sozio-kulturellen Problemverschiebung erfordert, scheint ja noch lange nicht jedem vor die Füße zu fallen.

Aber solange man die Mannschaft vom Platz jagt, und den Verein "auslöschen" will (man beachte die Wahl des Verbs, übrigens ein OTon aus einem Internetkommentar) und man weiterhin sich weiterhin semi-professionelles Gekicke mit Soziaprestige anschaut, ist die Welt des volksdeutschen Amateurfußballs ja sicher und verteidigt gegen Moderne und Zivilisation.


7 Tage

Freitag

Bummbumm, Gelöt und dies das

Berlin-Friedrichshain, um die Mittagszeit

Bei Kaffee und Kuchen kommt Kollege K. und mir die Einleuchtung, dass es ja nicht nur das Nachtleben ist, was einen hier her zieht.
"Die Abwesenheit von Meer kann man gut kompensieren", sagt er noch.

Es gibt Menschen, die haben recht.

Schön ist es auch anderswo, geht vielleicht ein Zitat oder ein Spruch, aber was hilft das schon, wenn es auch hier schön ist.
Hier wird viel gekonnt.

Am Wochenende in Leipzig wird selbiges erwartet.


9 Tage

Donnerstag

Shuffle

Hört man wie ich Musik viel nicht zu Hause, weil man dauernd unterwegs ist, auf einem iPod-Shuffle in der "shuffle"-Einstellung, wird man mit zwei Umständen konfrontiert.

Beide sind musikalisch - emotional nicht ganz so leicht hinzunehmen.

Der erste Umstand: Emotionen, die ja bekanntlich durch Musik lenkbar sind, werden von einem Gerät gesteuert, welches zufällig Songs auswählt.
Vollkommen unkontrolliert kann ein Wechsel von,beispielsweise, Band of Horses zu EinsZwo zu Burial passieren.

Resultat: Erinnerungen vermischen sich, multilayerd, Einreißen der Vergangenheitsgrenzen.

Erst träumt man sich in Garden State-esque Zustände, wird danach wieder 13 Jahre alt sein und um schlussendlich in der Gegenwart sich wieder zu finden.

Was hier wie ein nachvollziehbarer emotionaler Zeitstrang aussieht, ist reiner Zufall, weil beim Schreiben eben zufällig diese Artisten liefen.

Es geht auch absurder.
Hot Snakes, Bruce Springsteen, Blur.
Tragedy, Idle Hands, Len Faki.
Es wird schwerer.

Aber, und das ist dann doch wieder beruhigend, man mag diese Musik, immer, wieder, immer, wieder.


Was schwerwiegender ist, als das auf der Erinnerungszeitleiste Hin-und herspringen, ist, dass das Konzept des Albums, des Gesamtwerks in seiner Ganzheit in einzelne Teile gerissen wird.

Kann man davon ausgehen, dass jeder einzelne Song den man auf seinem 1 GB fassenden tragbaren, komisch kleinen Gerät mit sich nimmt, als Single, als autonomes Teil eines großen Ganzen die gleiche Wirkung hat, wie den Konsum eines Gesamtwerks am Stück, wie vom Schaffenden einmal konzipiert ?

Es ist schwer zu sagen.
Hot Snakes, Viktor Vaughn.
Das passt.

10 Tage.

Dienstag

Wach sein reicht

Wenn das Internet in all seiner Vielfalt und Geschwindigkeit aus sich selbst heraus Relevantes produzieren könnte, wäre es eine Art Perpetuum Mobile.

Es wäre berhuigend zu wissen, dass man sich nicht mehr anstrengen müsste um die ganzen gesendeten Daten zusammen zu suchen.
Wenn man acht Stunden mit dem Internet zu tun hat, ist es doch nicht zu viel verlangt, ohne großes Hinzuführen von Energie Relevanz zu erfahren.
Einen Startschuss geben, kein google-alert, und die gewünschten Informationen kämen bissgericht geliefert.

Und das entsetzliche Warten auf die Interaktion in Online-Netzwerken hätte ein Ende.

Online-Netzwerke, so kommt mir nach dem wiederholten "reload" der Seite in den Sinn, ist eine Art von Voyeurismus, der natürlich unerfüllt bleiben muss.
Man spioniert natürlich nicht mehr durchs Schlüsselloch, sondern schaut in scheunentorgroß aufstehende Privatleben.

Aber man sieht eben doch nie genug.

16:19 Uhr, 12 Tage noch.
Immerhin hat der Tag mit Croissoints und einer Unterhaltung über PJ Harvey angefangen.

Donnerstag

Untrue II

Gutes Gefühl sich in einem nur umsortieren Supermarkt zu verlaufen.
Beunruhigend allerdings das man diese Orte anfängt auswendig zu kennen.


Das klickerklacker der aktuellen Burial LP lässt einfach nicht los.





13 Tage noch.

Montag

Untrue

Durch Berlin zu fahren, nachts, und dabei die musikalischen Landschaften Burials zu entdecken um so die Reize des mir bis jetzt vollkommen nichts sagenden Genres DubStep zu entdecken hat etwas für sich.

Burials Untrue scheint die urbanste aller Musikkonstruktionen aus jüngster Genre-Zeitrechnung zu sein.

Das Abbild von Stadtszenarien, U-Bahnen, Einsamkeit, Tiefe, Unergründlichkeit - moderne, desillusionierte Romantik.
Nicht umsonst spielt der Produzent dieser durch Auslassungen und leisen Geräuschen gerade so intensiven Musik, ein Versteckspiel mit der Öffentlichkeit.

Kein Name, keine Geschichte, nur das was man hört oder allgemeiner, sinnhaft wahrnimmt, zählt.

Keinerlei zusammenhängende Texte, die gar nicht das beschreiben könnten, was das Samplen von Zuggeräuschen kann.

Lediglich einige Wortfetzen sind geblieben.
Wie den Lärm den man nur früh Morgens oder spät Nachts hören will.

Auf irgendwas hängenbleiben, Stahlkonstrukte zum wackeln bringen, vielleicht gar kein Verlangen nach Wärme haben - Untrue.

Das London Pate für jenes DubStep genannte Genre steht, das glaubt man dem Service-Musikjournalismus gerne.



Noch 18 Tage. Wach sein reicht.

Samstag

Illy

Die Urlaubsplanung wird konkret. 10 Tage Israel. Im September.
Mit den guten Leuten.

Espresso en masse.
Schwarz, heiss und gut riechend, wird er von der Reisegruppe "Jung und Arbeitsfaul" genossen und geschätzt.
Vielen Dank an die Ästhetik der Espresso-Kanne an sich.

Durch das sich durch Regen und heftigste Gewitter abgekühlte Berlin mit dem Rad zum Oberbaum. Dort gibt es eine Location names Trickster, die einiges kann.
Die Bands waren ebenso wundervoll.
Radio Borroughs und Pete The Pirate Squid.
Sanft, aber deutlich.
Vertrackt, aber gutmeinend.

Später sah man in Charlottenburg einen Eiswürfel auf einer Art Trapez liegend in Bowle schmelzen.
Geregnet hat es die ganze Zeit.

Der Kollege endete mit Bier in der Hose und Hemd zu hause.
Man selber mit dem guten Gefühl, das sich bald gute Sachen einstellen würden.

Donnerstag

La Tazza D´Oro

Irgendwo anders aufwachen.
Gut ist das da. Das Frühstück auch.
Espresso Nr 1 und 2.

Berlin ist irgendwie kühler als sonst. Ein Gewitter scheint sich anzubahnen.
Nassgeschwitzt kommt man trotzdem überall an.

Die Stumpfheit des Büros lässt jeden Urlaubstraum realistisch erscheinen. Es ist an der Zeit.

Nebenbei Espresso Nr 3. Aufpassen was man trinkt, sollte man schon. Zumindest die Qualität sollte gut sein.
Sagt auch der Kopf, der den Weißwein vom Supermarkt zwar anerkennend verarbeitet, aber weiß: Das geht auch besser.

Kaffee ist immer eine Investition wert.
Also Abfahrt.

La Tazza D´Oro.
Der Verkäufer der mir einen wirklich verschwindend kleinen Espresso-Pappbecher samt Inhalt und eine Packung Espresso verkauft, dafür einen "glatten Fünfer" will, sagt :
"Den nehm ich auch immer. Ziemlich stark"

Ich glaube und hoffe auf ihn.

Espresso Nr. 4,5 und 6 werden es zeigen.

Freitag

Eintrag I

WHY?, Festsaal Kreuzberg

"In Berlin I saw two men fucking in a dark corner of a basketball court"

Why? "The Hollows"

Eine von nur vielen Zeilen, die einem das sogenannte Schmunzeln ins Gesicht treiben.

Das Kottbusser Tor, mit all seiner urbanen Gossenromantik, im Sonnenuntergang, kann wohl nicht wirkungsvoller untermalt oder besser beschrieben werden als mit der Musik und den Texten Why? ´s, jener genregrenzenbrechender Band aus Oakland, CA.

"This is a new kind of blues (...)"

Richtig.

Oft im HipHop verortet, auf Grund von Sprechgesang und dem oft auftauchenden Wort "Bitches", welches man dem Sänger allerdings nicht abnimmt, dass er es ernst meinen würde, ist diese Band beim besten Willen doch nicht einzuordnen.

Viel zu komplex und ironisch, gar schon zynisch die Herangehensweise an den Genrebruch.
Jazzelemente, Rap, Gitarrenriffs klingt im Grunde nach furchtbarsten Ausschweifungen in Gefilde der sogenannten Weltmusik, jenem rassistischen Label für alles was nicht nach westlichem Popkultur-Muster gestrickt ist.

Allerdings gar nicht Weltmusik, viel mehr urbaner Blues, a new kind, wirklich, man lasse sich besser nicht von den Melodien fehlleiten, denkt man bei Texten wie

"If you grew up with white boys who look at nothing but black and poerto-rican pornos,´cause they want something that their dads don´t got, then you know where you are",

doch wieso nicht ? Funktioniert ja ausgezeichnet zusammen.

Ach ja, warm war es .
So wurde dann nicht nur "Schmunzeln" ins Gesicht getrieben, sondern auch literweise Schweiß.

Gottseidank hatte ein Freund HipHop, respektive "Deutschrock" (Benjamin von Stuckrad-Barre) respektzollend, bzw. kompromissbereiterweise in Handtuch dabei.
War nötig.

Am selben Abend spielten Blur ihr erstes von zwei Konzerten im Londoner Hyde Park.
Eine Stunde zeitverschoben natürlich.

"i'm suckin dick for drink tickets
at the free bar at my cousin's bot mitzvah
cutting the punchline that ain't no joke"

Why?, Good Friday, Alopecia

oder


"And you´ve been so busy lately
That you havent found the time
To open up your mind
And watch the world spinning gently out of time"

Blur, Out Of Time


Schwer zu sagen, wo man lieber gewesen wäre.
Geschwitzt hat man so oder so.
Großartig war beides gewesen.

Montag

Erste...

Dissenz, und nicht Dissens. Dissens war nicht mehr verfügbar. Bezeichnenderweise
Und ein "Z" sieht auch gut aus, am Ende.
Sinn bleibt in diesem Fall der gleiche.
Mal mehr, mal weniger im wahrsten Sinn des Wortes.
Wird sich zeigen.


I Prefer Not To.


Noch 2 Monate